Wie wir zu unseren Windeln gekommen sind (Teil 2)

Und nun zu den Dingen, die wir falsch eingeschätzt haben und die sich als anders oder besser herausgestellt haben.

Zuerst einmal versprach die Herstellerseite (wie so viele andere auch, die mitwachsende Windeln anbieten) eine „birth-to-potty“-Windel, das heißt, eine Windel, die man von Geburt bis zum Töpfchenalter verwenden kann. Nun, das stimmte schon einmal nicht so ganz, weil die Windel beim Neugeborenen wirklich sehr wuchtig ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie beim nächsten Kind von Geburt an verwenden würde. Dieses Mal haben wir jedenfalls vier Wochen gewartet, bevor wir damit anfingen.

Dann kam die Zeit, in der sie anfing, so viel zu pinkeln, dass die normale Einlage nicht mehr ausreichte. Da wurde uns erst bewusst, dass man ja doch etwas basteln muss, um eine halbwegs annehmbare Tragedauer ohne Auslaufen zu erreichen. Gut, manche haben nichts dagegen, alle zwei Stunden zu wechseln. Ich bin immer sehr dankbar dafür, wenn es auch mal drei bis vier Stunden dauern darf.

Die große Fehleinschätzung war also, dass man mit einem Windelsystem durchs Babyleben kommt. Im Nachhinein finde ich es nicht so schlimm, weil ich mich ja sehr gern mit Stoffwindeln beschäftige (und ich glaube kaum, dass es bei Stoffwicklern jemals anders sein sollte). Aber hätte ich es vorher schon gewusst, dass man viel flexibler mit der Windelauswahl sein kann, wäre mir die Entscheidung am Anfang vielleicht leichter gefallen. Andererseits spricht für die Wahl eines einzigen Systems natürlich, dass man sich erst einmal darauf konzentrieren kann und nicht ständig hin und her denken muss. Dies ist gar nicht zu unterschätzen, wenn man beim ersten Kind total unsicher ist, ob man auch alles richtig macht.

Was ich am Anfang auch nicht gedacht hätte, war, dass meine Experimentierfreude mit dem Stoffwickeln wachsen würde. Ein wichtiges Entscheidungskriterium war ja, dass es von der Handhabe her dem Wickeln mit Wegwerfwindeln möglichst nah kommen muss. Inzwischen haben wir ja auch Pocket- und Höschenwindeln für die Nacht angeschafft. Ich weiß noch, wie ich Sören noch vor der Geburt Höschenwindeln vorschlug. „Ach, das ist ja viel zu umständlich! Da muss man ja quasi zwei Mal wickeln.“ Das stimmt zwar, aber so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Mittlerweile liebäugele ich auch mit Wollüberhosen. Bei einem nächsten Kind wäre sogar das Falten eine Option. Jetzt kann ich es mir bei dem Turnkind nur schwer vorstellen. Der Becher ist also vorerst an mir vorüber gegangen.

Entsprechend haben wir auch falsch eingeschätzt, dass es mit der Anschaffung des Startpakets im Großen und Ganzen finanziell erledigt ist. Die Tatsache, dass wir uns ab und zu dann doch mal wieder eine neue Windel kaufen, schmälert sicherlich das Einsparpotential, das man mit Stoffwindeln im Vergleich zu Wegwerfwindeln hat. Allerdings sehe ich es nicht so als große Einbuße. Der große Unterschied ist nämlich folgender: Während das Einkaufen von Wegwerfwindeln immer eine Pflicht ist, ein Muss, dem man nicht entkommen kann, macht das Stoffwindelkaufen Spaß. Es ist wie ein neues Kleidungsstück, das man sich gönnt. Man freut sich drauf, es zu verwenden. Das finde ich so schön an der ganzen Sache.

Dazu gehört übrigens auch die Überlegung, welches schöne Teil man ihr denn beim nächsten Wickeln gönnen mag. Das ist doch großartig! Sonst greift man immer blind in die WWW-Packung und wickelt wie in Trance. So macht man sich richtig Gedanken zum Wickeln, und das macht auf jeden Fall mehr Spaß. Ich stell mir schon vor, wie sie bald ihre Windeln selbst aussucht.