Schlagwort-Archiv: Spotlight

Bokashi – Stand der Dinge

Lange habe ich nicht mehr von unserem Bokashi-Projekt erzählt. Ich hatte schon überlegt, das Thema einfach still und leise ad acta zu legen. Und jetzt das: Es funktioniert!

Also, wir haben bislang zwei Versuche gemacht. Über den ersten Versuch habe ich ja im Januar berichtet. Der ruhte dann ca. zwei Monate bei uns in einer doppelt geschichteten Mülltüte. Als die Sickerflüssigkeit dann auch noch durch die zweite Schicht ging und einen, sagen wir mal, etwas ungewöhnlichen Duft in der Küche verströmte, musste das Zeug ab in den Garten. Dort haben wir den Bokashi dann in in der Erde vergraben. Ich muss gestehen, der Geruch war nicht unbedingt vom Feinsten. Eine dünne Erdschicht reichte nicht aus, um ihn zu unterbinden. Also kam da ein Riesenerdhaufen vom Beetumgraben drauf. Und dann war ich mir gar nicht mehr sicher, ob wir ihn überhaupt noch nutzen würden.

Für den zweiten Versuch haben wir uns vorgenommen, den Kompost möglichst in ca. mundgerechte Stücke zu zerkleinern, damit er in den Schichten schön luftdicht gestampft werden kann. Ich weiß nicht, ob es daran lag, aber diesmal roch die Sickerflüssigkeit bestialisch. Die „frische“ Sickerflüssigkeit vom ersten Versuch roch eher säuerlich-süßlich nach Vergorenem. Also etwas streng, aber nicht unangenehm. Die jetzige stank. Ich weiß nicht mehr genau, wonach. Eher schwefelig, würde ich sagen. Ich hatte schon gar keine Hoffnung mehr. Diesmal haben wir allerdings den Bokashi im Eimer gelassen, bis auch wirklich keine Sickerflüssigkeit mehr rauskam. Also ca. einen Monat, nachdem der Eimer voll war. Und dann haben wir ihn im Garten in zwei große Eimer mit Erde geschichtet: erst Erde, dann Bokashi, dann Erde. Der Bokashi selbst roch da gar nicht so extrem wie die Sickerflüssigkeit, eher wie völlig vergorener Sauerkraut.

Und was soll ich sagen? Ich habe nach anderthalb Wochen neugierig drin rumgestochert. Ich stocherte und stocherte und fragte mich schon, wie tief die Bokashi-Schicht wohl lag. Bis mir auffiel, dass die Erde nicht die ursprünglich hellere Farbe hatte sondern ein tiefdunkles Braun, fast Schwarz. Dazwischen waren hier und da noch ein paar wenige Bokashireste zu entdecken. Es war tatsächlich schon fast vollständig umgesetzter Kompost! Das spornte uns an, auch den vergessenen Haufen noch einmal umzugraben. Und auch da – kein Bokashi mehr. Fantastisch!

Mein erstes Fazit, denn der Pflanztest steht ja noch aus, ist also: Ja, Bokashi funktioniert bei uns. Allerdings mit ein paar Macken. Ich versuch mal, die bisherigen Aspekte aufzuzählen:

Positiv

  • Ein Großteil des Hausbiomülls kann verwertet werden.
  • Während des Gärvorgangs riecht es nicht! Auch die Sickerflüssigkeit ist luftdicht abgeschlossen, so lange der Hahn nicht geöffnet wird.
  • Theoretisch kann die Sickerflüssigkeit im Haushalt verwendet werden. Wir haben es beim ersten Versuch einmal probiert und keine nennenswerten Vorteile entdecken können. Ich glaube, dass ein, zwei Tage später die selten blühende Zimmerpflanze plötzlich doch blühte, könnte auch Zufall gewesen sein.
  • Aus Bokashi wird Kompost in insgesamt ca. zwei Monaten!

Negativ bzw. optimierungsbedürftig

  • Die Sickerflüssigkeit ist ein Unsicherheitsfaktor. 
  • Der Bokashi muss doch länger ruhen als gedacht. Das heißt, um durchgängig Bokashi herzustellen, braucht man mindestens zwei Eimersets.
  • Die Eimer zu säubern ist die Pest.

Ich bin gespannt, wie es sich mit der Sickerflüssigkeit beim nächsten Mal verhält. Der dritte Versuch startet in Kürze 😉

Wenn Journalisten sich mal eben mit Stoffwindeln beschäftigen.

Ich bin keine „Eltern“-Leserin. Deswegen weiß ich auch nicht, was mich erwartet, wenn jemand über das Stoffwickeln mit dem Titel „Grün gewickelt“ in der 4/2014 schreibt. Es ist sicherlich eine Herausforderung, auf zwei Seiten ein Thema zu umreißen, das den meisten „Eltern“-Lesern wahrscheinlich gänzlich unbekannt ist. Aber das sind ja Profis, die da schreiben. Die kriegen das schon hin.

Soll ich es gleich vorweg nehmen? Nunja, ich glaube, meine Kritik gibt nicht so sehr viel her für eine dramatische Spannungskurve. Ich war, gelinde gesagt, schockiert. Nicht, dass jemand das Stoffwickeln wenig überzeugend findet. Das kann durchaus passieren und ist auch völlig legitim. Ich war es viel mehr über die unzureichende Recherche, die sich durch jede geschriebene Zeile offenbarte.

Die Autorin Christiane Börger hält sich also für einen mehr oder weniger umweltbewussten Menschen, dem immerhin beim zweiten Kind nun auffällt, dass der Windelmüllberg doch recht groß ist. Es wird aus ihren Worten nicht ersichtlich, ob sie sich hat beraten lassen. Die Abhandlung, die folgt, macht es allerdings offensichtlich.

Beim Klick auf „Jetzt kaufen“ tränen mir ein bisschen die Augen. Für drei Windeln plus Einlagen plus Windelvlies bezahle ich knapp 100 Euro.

Sicherlich, 100 Euro für drei Windeln auszugeben (das müssen ja Luxuswindeln gewesen sein!) sind eine Investition. Wenn man sich nicht sicher ist, muss man schon schlucken. Aber erstens gibt es Stoffwindeln auch in günstigeren Preisklassen, ohne gleich zum Origamimeister werden zu müssen, zweitens kann man Stoffwindeln prima gebraucht kaufen und drittens bei Nichtgefallen wieder verkaufen (was bei WWW nur schwer möglich ist…). Und seien wir mal ehrlich,  wie viel hat der letzte Hightech-Schneeanzug gekostet, den das Kind zwei Mal anhatte und der im nächsten Jahr zu klein sein wird?

Schon nach zwei Stunden ist die Strumpfhose vom Kleinen nass. Irgendwie hat sich die Baumwolleinlage zusammengewurschtelt, …. Die (Fleeceeinlage) hat den Nachteil aller waschbaren Stoffeinlagen: Sie saugt die Flüssigkeit nicht halb so gut auf wie eine Einwegwindel.

Die Baumwollwindel hält also keine zwei Stunden, weil sie zerknautscht, und die Fleeceeinlage wiederum nicht so lange wie eine Wegwerfwindel. Eine Stoffwindelberaterin würde jetzt fragen: Frau Börger, haben Sie die Windeln eingewaschen? Kennen sie das von Ihren Handtüchern? Die saugen auch nicht gleich nach der ersten Wäsche. Und Fleece leitet die Feuchtigkeit weiter an eine saugende Schicht, während es selbst trocken bleibt. Es handelt sich also gar nicht um eine saugende Einlage per se, was den Vergleich mit einer WWW ziemlich absurd macht. Womit wir schon beim nächsten Punkt wären.

Wer aber Einwegwindel gewohnt ist und sie auch mal fünf Stunden am Windelpo lässt, wird ein rotes Wunder erleben.

Wenn schon Fleece eingesetzt wurde, dürfte der Hintern auch nicht nass gewesen sein. Aber auch wenn: normalerweise macht einem Babyhintern Nässe nichts aus. Ich tippe hier also – falls es wirklich einen wunden Po gab – eher auf Umstellungsreaktionen, die ganz normal sind, wenn die Haut auf WWW eingestellt ist (das Phänomen gibt es auch anders herum), auf ein zahnendes Kind oder auf Materialunverträglichkeit. So oder so, bei einem wundem Po gibt es Lösungen für sehr unterschiedliche Ursachen. Sicherlich, es gibt mitunter auch Babys, die Stoffwindeln partout nicht vertragen, obwohl mir so ein Fall noch nicht begegnet ist. Was mich nur aufhorchen lässt: Warum wird dies sofort bei der Erwähnung von Stoffwindeln thematisiert, während ein wunder Po bei WWW-Nutzung im Stillen mit Salbe und Co bekämpft und nebenbei der Rat vom Kinderarzt, es doch mal mit Stoffwindeln zu versuchen, geflissentlich überhört wird? Schmieren wir doch lieber noch eine Zinkschicht drauf. Ein wunder Po entsteht meistens durch eine veränderte Zusammensetzung des Urins, z. B. in Zahnungsphasen oder bei Krankheit, nämlich durch einen erhöhten Anteil an Bakterien, die bestimmte Stoffe darin in Ammoniak umwandeln. Dieser Effekt wird besonders in Kontakt mit Stuhl verstärkt. Da hilft weder eine Stoffwindel noch eine WWW, sondern nur häufiges Wickeln, viel Luft, also am besten ein gänzlich windelfreier Umgang. Einen wunden Po auf das Stoffwickeln zurückzuführen, finde ich schlichtweg zu einseitig.

Das eben genannte Zitat lässt mich auch zu Folgendem aufhorchen. Eine Zeitschrift für Eltern vermittelt eben jenen, dass es okay ist, eine WWW fünf Stunden am Hintern zu lassen? Ist das Ihr Ernst, Frau Börger? Mal abgesehen von meinem just geschilderten Argument für häufiges Wickeln erhöht sich beim WWW-Wickeln die Temperatur im Windelbereich um 1-2 Grad Celsius. Das mag nicht viel klingen, aber ein Hoden, der den lieben langen Tag die gleiche Temperaturumgebung hat wie IM Körper anstatt eigentlich 2 Grad kühler zu verweilen… das kann nicht gesund sein. Ärzte empfehlen sogar gerade bei Jungs, bei Fieber auf Stoff oder windelfrei umzusteigen, da die Temperatur in der Plastikwindel zu hoch sein könnte. Noch dazu entzieht der völlig überdimensionierte Anteil an Superabsorber der Babyhaut jegliche Restfeuchtigkeit, über fünf Stunden… aber das nur am Rande.

Dann verstehe ich Ihre Argumentation beim Ausrechnen des Wäschebergs nicht: alle drei Stunden wechseln ergibt acht Windeln pro Tag ergibt Unmengen dreckiger Wäsche. Das suggeriert ja geradezu, dass sich jeder Stoffwickler nachts den Wecker stellt und just alle drei Stunden seine Stoffberge hervorzieht. Natürlich ist das nicht so. Sie haben doch selbst geschrieben, dass es unterschiedliche Materialien gibt. Und ja, das macht sogar Sinn, denn die kann man je nach Saugbedarf einsetzen. Eine Stoffwindel kann jedenfalls sogar eine Nacht ohne Wechsel durchstehen. Ganz nebenbei: unsere Tochter hatte nach einer stoffgewickelten Nacht immer die schönste rosige Babyhaut. Urea macht es möglich.

Und dann, haben Sie schon mal eine prall gefüllte WWW mit einer vollen Stoffwindel verglichen?  Genau, so groß ist der Unterschied nicht, denn erstere wächst mit jedem Tropfen, und zweitere bleibt so, wie sie ist. Dementsprechend ist der „Wäscheberg“ nicht notwendigerweise größer als der Müllberg. Im Gegenteil, es gibt Systeme, die sogar sehr wenig Wäsche verursachen, indem Einzelteile intelligent ausgewechselt werden können.

DSC_0353

Ob ich nun den Müll ins Auto hieve, zum Wertstoffhof fahre, entsorge und wieder zurück fahre (nebenbei, wie wird denn dann das Auto ausgelüftet?), oder einen Wäschesack in die Waschmaschine packe, einen Knopf drehe und 20 (herrje!) Windeln aufhänge oder in den Trockner schmeiße… Da wähle ich doch lieber den Weg zur Waschmaschine. Und, sagen Sie mal, Frau Börger, wie kommen Sie auf die Idee, die vollgepinkelten Windeln vor der Wäsche auf einer Leine zu trocknen? Woher kommt der Gedanke?  Und was soll das bezwecken? Das interessiert mich wirklich, denn das habe ich noch nie gehört.

In der gewonnenen Zeit beruhige ich mein schlechtes Umweltgewissen mit intensiver Internet-Recherche. Offenbar ist die Ökobilanz von Wegwerfwindeln gar nicht so viel schlechter als von Stoffwindeln.

Ich kann mir vorstellen, woher Sie diese Information haben. Es gibt nämlich nur eine einzige, halbwegs ernstzunehmende Studie (Procter und Gamble finanzierte also mal ausgenommen), die dieses Fazit hergibt. Eine britische Studie, die sich den gesamten Life Cycle von sowohl WWW als auch Stoffwindel vorgenommen hat. Eine Studie, die 2005 Kritik aushalten musste, weil da falsche Messdaten verwendet wurden, die dann 2008 überarbeitet wurde. Das Ergebnis ist in etwa das, was Sie berichten. Allerdings mit einem anderen Ton. Es ist nämlich ein enormer Vorteil, die Ökobilanz SELBST, also durch das eigene Handeln beeinflussen zu können, während dies beim WWW-Wickeln schier unmöglich ist, da die größte CO2-Schmach in der Produktion liegt. Nebenbei umfasst die Studie aufgrund ihrer Datierung bei der Energieberechnung lediglich Haushaltsgeräte bis zur Energieverbrauchsstufe A+. Heutzutage erreichen Waschmaschinen und Trockner der Kategorie A+++ weitaus niedrigere Werte. Wenn Sie mir aktuelle, unabhängige Studien zu dieser Thematik präsentieren könnten, wäre ich sehr dankbar über eine Information.

Schön, dass Sie Ihr Gewissen beruhigen konnten, und dass die Bequemlichkeit (?) gesiegt hat. Nur dass Sie möglicherweise interessierte Leser in die Irre führen, indem Sie Ihre Erfahrungen ohne weitere Perspektiven, Quellen und Stimmen darstellen, macht es für mich unmöglich, die wenigen guten Stellen des Textes zu registrieren. Schade auch, dass Sie kein Wort über die gesundheitlichen Aspekte verlieren. Oder die spannenden Unternehmergeschichten von Frauen, die sich rund um die Stoffwindel Existenzen aufgebaut haben. Es sind nicht internationale F&E-Teams, die im Labor daran forschen, wie man NOCH dünnere Windeln entwickeln kann. Es sind Frauen (okay, Eltern, aber doch meistens Frauen), die die Stoffwindel mit Leidenschaft und einem großem Stück Idealismus aus der Ökoecke rausholen. Nämlich genau für diejenigen, für die das Stoffwickeln nicht erst zur Lebenseinstellung werden muss. Echt jetzt. Was wollten Sie denn eigentlich mit dem Beitrag erreichen?

Wenn es Ihnen hilft, und die 100€ jetzt nicht zum Fenster rausgeschmissen sein sollten, biete ich Ihnen gern ein Gespräch an. Vielleicht kriegen Sie ja noch die Kurve?

Windelwäsche: Bambusviskose im Fokus

Die meisten Fragen, die ich letzten Sommer erhalten habe, galten dem Waschen. Es ist ein sehr verunsichernder Aspekt beim Stoffwickeln. Insbesondere Windelhersteller und folglich auch -händler weisen aus Garantiegründen sehr penibel darauf hin, worauf zu achten ist. Man hat ja auch keine Lust, seine (teuer) erstandenen Windeln gleich mit den ersten Rundläufen in der Waschmaschine zu zerschroten.

Ich will gar nicht so viel Redundantes erzählen, denn Stephanie hat zum Beispiel eine ganze Serie über das Waschen am Start. Ich wollte mich mit diesem Beitrag gern auf das Waschen von Bambusviskose-Windeln konzentrieren, weil hier oft ganz explizit darauf hingewiesen wird, keine enzymhaltigen Waschmittel zu benutzen. Ich muss gestehen, ich bin eine Chemie-Null. Ich habe diese Aussage immer einfach hingenommen, weil ich keine Lust hatte, mich tiefergehend damit zu beschäftigen. Aber da dazu sehr viel Unsicherheit herrscht, habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt und eine Runde gebüffelt. Man möge bei etwaigen Ungenauigkeiten bitte ein Auge zudrücken. Ich bin auch nur Wikipedia-Jünger.

Was ist Bambusviskose?

(Viskose, Quelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Rayon_closeup_1.jpg)

Bambusviskose ist eine künstlich hergestellte Faser aus natürlichen Rohstoffen. So könnte man es umschreiben. Im Gegensatz zu Baumwolle oder Hanf handelt es sich hier also nicht um eine Naturfaser! Ganz grob umschrieben wird ein Zellstoff (in diesem Fall aus Bambus) in einer chemischen Lösung aufgeweicht und verflüssigt, um ihn durch Spinndüsen zu drücken und entsprechend spinnbar zu machen. Dass der Einsatz von giftigen Chemikalien hier nicht ganz unstrittig ist, lasse ich erst einmal außen vor. Mir ist es erst einmal wichtig zu verstehen, dass Bambusviskose im Prinzip Cellulose, also Zellstoff, ist. Aber… genau, Baumwolle besteht ebenfalls aus Cellulose. Bambusviskose hat also relativ ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle. Es ist auf jeden Fall glatter. Das erkennt man daran, dass Bambusviskose einen etwas seidigen Glanz hat.

Wer ist der natürliche Feind der Cellulose?

„Cellulose ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden“ sagt Wikipedia. Cellulose ist wasserunlöslich. Klar. Sonst hätte so mancher Grünstängel ein Problem. Allerdings wachsen Pflanzen auch gerne mal. Wäre Cellulose absolut stabil und unumstößlich, hätte die Pflanze ebenfalls ein Problem. Deswegen enthält sie so genannte Cellulase, die in der Lage ist, Cellulose abzubauen. Cellulase ist also der Gegenspieler von Cellulose. Ein Enzym.

Was macht Cellulase im Waschmittel?

Da fragt man sich jetzt, wenn sogar Baumwolle aus Cellulose besteht, warum enthalten viele Waschmittel dann dieses Enzym? Soll sich etwa die ganze Wäsche in der Waschmaschine auflösen? Nun. Durch diese aufspaltenden Fähigkeiten kann Cellulase eine Baumwollfaser „glätten“. Sie rasiert ihr quasi die rauhen Stellen ab. Das macht Baumwolle zum einen geschmeidiger, zum anderen „frischt“ es die Farbe wieder auf, sofern die Faser durchgefärbt ist. Deswegen ist Cellulase oft in Colorwaschmittel zu finden.

Was passiert, wenn Bambusviskose mit Cellulase-haltigem Waschmittel gewaschen wird?

Nun, hier kann ich nur noch Vermutungen anstellen. Wenn Cellulase Cellulose aufspalten kann, und Bambusviskose von der Fasereigenschaft her bereits glatter ist als Baumwolle, dann wird die Faser mehr angegriffen als es einem vielleicht lieb ist. Man könnte nun sagen, aber ich habe doch auch sonst Kleidung aus Viskose. Da passiert gar nichts. Stimmt nicht so ganz. Ich kann jedenfalls beobachten, dass sich meine Viskoseshirts mit den Jahren mehr oder weniger in Luft auflösen bzw. aufgelöst haben (ich wasche ja nicht mehr Cellulose-haltig). Es dauert halt viel länger, weil normale Kleidung erheblich seltener gewaschen wird als Stoffwindeln.

Ist es schlimm, wenn ich einmal das falsche Waschmittel genommen habe?

Diese Frage wird oft gestellt. Ich behaupte mal: Nein. Cellulase ist kein Monsterrasenmäher. Es wird bei einem Mal Waschen nicht so viel passieren, es sei denn, die Windeln wurden vielleicht die Nacht vorher schon in einer konzentrierten Waschmittellösung eingelegt. Man sollte mal einen Versuch starten…

Und was ist mit Gallseife?

(Gallseife, Quelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Gallseife.jpg, Jdsteakley)

Die wird ja gerne zur Fleckenbehandlung genommen. Auch hier behaupte ich mal: eine lokale Behandlung, die kurze Zeit, vielleicht zehn Minuten, einwirkt und anschließend mit der Waschmaschine ausgespült wird, ist kein Problem. Im Prinzip hat Gallseife nichts mit Cellulose zu tun, da die darin enthaltenen Enzyme eher Fette und Eiweiße aufzuspalten vermögen.

Worauf muss ich beim Waschmittelkauf achten?

Wenn du Stoffwindeln aus Bambusviskose hast (z.B. Pop-in, hu-da, Little Lamb, TotsBots), dann schau in der Auflistung der Inhaltsstoffe auf den Begriff Cellulase. Manchmal steht da nur „Enzyme“. Handelt es sich um ein Colorwaschmittel, kann man sich relativ sicher sein, dass es aus oben genannten Gründen auch Cellulase enthält. Es gibt aber auch eine Reihe im Handel erhältlicher Waschmittel, die Cellulase-frei sind.

Quellen:

  • http://www.hauswirtschaft.info/waesche/waschmittel.php
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulose
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulase
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Gallseife
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Viskosefaser

Buchrezension: Ausgewickelt von Caroline Oblasser und Sigrun Eder

(Quelle: Edition Riedenburg)

Ich schrieb ja schon im Trainer-Artikel, dass der Gang zur Toilette oder zum Töpfchen immer mehr ein Thema wird. Just in dieser Zeit schrieb mich Caroline Oblasser an, ob ich nicht Lust hätte, ihr neues Buch zu rezensieren. Was für ein Timing! Das heißt, ich brauche nicht nur zu erzählen, wie ich das Buch theoretisch so finde, sondern ich kann auch tatsächlich hands-on austesten, ob es was taugt.

Also, zuerst einmal eine Klarstellung. Es ist zwar schön für mich, dass ich als Stoffwicklerin in den Genuss des Buches komme, aber mit Stoffwickeln hat es an sich nicht viel zu tun. Das Buch ist also für all jene gedacht, die bislang ihr Kind gewickelt haben, egal ob in Stoff oder Plastik und egal wie alt. Es ist ganz klar strukturiert. Vorab eine kleine historische und biologische Abhandlung und dann eine Dreiteilung in die Phasen Vorbereitung („Ja-ich-will-Phase“), Beobachtung („Entdeckerphase“), Praxis („Gewinnerphase“).

Nun, ich möchte hier jetzt keine Inhaltsanalyse hinlegen. Ich möchte euch viel lieber erzählen, wie hilfreich (oder auch nicht hilfreich) das Buch in den letzten Wochen für uns war. Dafür muss ich wohl etwas weiter ausholen. Seit mindestens einem Jahr sagt unsere Tochter (nun 34 Monate alt) schon vor dem großen Geschäft an, dass sie muss. Mit dem kleinen Geschäft ist es ungefähr seit einem Vierteljahr so. Wenn man sie aber fragte, ob sie aufs Töpfchen oder auf die Toilette will, dann sagte sie so gut wie immer „Nein, in die Windel“. Ein Töpfchen haben wir seit nunmehr anderthalb Jahren im Haus. Eine Klobrille mit Sitzverkleinerung (diese doppelten Dinger), seit ungefähr einem dreiviertel Jahr. [quote float=“left“]Du brauchst glaubwürdige Argumente, um die Aufmerksamkeit deines Kindes auf die Alternativen zum Hosenklo zu lenken.[/quote] Sie kennt alles, sie weiß, was sie damit machen soll, sie hat sich in all den Monaten gelegentlich mit und ohne Kleidung darauf gesetzt und sogar hin und wieder was (rein)gemacht. Aber so wirklichen Drive gab es da nie.

Und jetzt sage ich mal, was sich durch das Buch verändert hat. Ich habe immer gedacht, dass keinen Druck zu machen gleichzusetzen ist mit keinen Einfluss zu nehmen. Ich dachte, sie wird schon irgendwann von selbst sagen „Ich will jetzt aufs Töpfchen“. Mag sein, dass es bei anderen so funktioniert. Ich schätze, in unserem Fall würde das Töpfchen niemals entsprechend hohe Priorität erlangen. Aber Druck ausüben wollte ich auch nicht. Ich habe also angeregt durch das Buch erst einmal folgendes gemacht: Ich habe mir mit ihr gemeinsam ein neues Töpfchen ausgesucht. Einmal, weil ich das alte sowieso schrecklich zum Reinigen fand, und dann weil ich hoffte, dass dies die Aufmerksamkeit erhöht. Sie war dann auch ganz aufgeregt, als es dann kam. Hat sich gleich drauf gesetzt, für gut befunden… und dann wieder vergessen. Es brauchte also noch einen Teaser.

[quote float=“right“]Lass dir für den Einschlafpiesler eine schöne Klo- oder Töpfchen-Routine einfallen…[/quote] Dann habe ich mit einer Art Ritual angefangen. Da ihre Windeln nachts jetzt längst nicht mehr so voll sind wie früher (Höschenwindeln sind oft hinten noch trocken), dachte ich mir, setze ich mal abends an. Morgens sind wir ab und zu unter Zeitdruck, deswegen hielt ich das nicht für sinnvoll, da anzufangen. Also: abends vor dem Nachtwickeln und Zähneputzen wird sich noch mal aufs Töpfchen gesetzt. Beim ersten Mal hat sie gerne mitgemacht. Beim zweiten Mal wollte sie schon nicht mehr. Deswegen habe ich sie mit einem Buch gelockt. Sie durfte sich was aussuchen. Das wirkte. Sie saß also auf dem Töpfchen und ich davor mit dem Buch in der Hand. Bis auf einem Mal hat sie jedes Mal mindestens ein paar Tropfen reingemacht. Nun machen wir das so seit ca. zwei Wochen, und es klappt ganz gut. In der Krippe erfahre ich nun auch fast jeden Tag, dass sie dort mindestens ein Mal auf Toilette ging. Ansonsten, so zwischen Krippe und Vor-dem-Schlafen-Gehen möchte sie weder aufs Töpfchen noch auf Toilette, sondern explizit in die Windel. Das ist okay.

[quote float=“left“]Kalte Füße sorgen generell für häufigeren Harndrang, nicht nur nachts, und können gefühlt einen dauernden Pieseldrang erzeugen.[/quote] Denn andere Phasen habe ich noch nicht entdecken können, wie im Buch vorgeschlagen. Wenn sie viel getrunken hat, frage ich sie öfter einmal, aber da kommt immer entweder ein „Nein“ oder „In die Windel“. Morgens ist sie noch relativ lange weiterhin trocken. Sie ist wohl anscheinend keine „Aufwachpieslerin“. Die Kalte-Füße-These finde ich ganz interessant, kann sie allerdings weder bestätigen noch widerlegen. Sie trägt einen Schlafoverall mit offenen Beinen. Nachts hat sie oft so warme Füße, dass sie ihre Socken auszieht. Sie wäre mit dieser Kluft für den alleinigen Töpfchengang gewappnet, denn sie kann sich frei bewegen, und sie kann sich auch alleine an- und ausziehen. Aber so weit sind wir noch nicht. Was ich sonst noch beobachten konnte, ist dass sie eine „Auswärtspieslerin“ ist. Im Café oder in der Bücherei sagt sie gerne mal „Ich muss pullern“, und dann heißt es ab aufs Klo. Lustig. Zu Hause passiert das nicht.

Was hier nicht wie im Buch vorgeschlagen funktioniert, ist dass das Buchlesen bzw. -angucken tatsächlich zum Pinkeln führt. Es ist zwar eine Motivation, sich überhaupt aufs Töpfchen zu setzen, aber gemacht wird grundsätzlich erst danach. Ich muss sogar ganz explizit das Buch beiseite legen, sonst kann sie nicht in sich gehen und loslassen. Anscheinend führt Bücherlesen bei ihr nicht zur Tiefenentspannung.

[quote float=“right“]Schiebe das (…) Granulat zwischen den Fingern hin und her. Fühlt es sich rutschig an? Dann war schon ein Piesler zu Gast.[/quote] Einige Bereiche des Buchs treffen nicht auf uns zu, da wir weder mit Wegwerfwindeln wickeln noch mit dem Auto unterwegs sind. Es ist aber schon ganz kurios, über das Rutschen und Nicht-Rutschen von Superabsorber-Kügelchen zu lesen.

Ansonsten sind wir noch auf dem Weg. Aktuell freundet sie sich mit den Trainern an. Ich werde demnächst davon berichten. Unterwegs und nachts ohne Windeln ist für mich noch weit entfernt. Auch was das große Geschäft angeht, wird es wohl noch ein Weilchen dauern. Aber wer weiß? Vielleicht geht es dann doch schneller als man denkt, jetzt wo der Stein ins Rollen gebracht wurde?

Insgesamt finde ich das Buch unterhaltsam und gut strukturiert. Ich finde es sehr gut, dass nichts von Belohnungssystemen drin steht. Es geht eben im Kern darum, gemeinsam durch Beobachten und Kommunizieren herauszufinden, wie das Kind am besten den Weg zum Töpfchen oder zur Toilette finden kann. Die Tipps sind hilfreich und laden zum Ausprobieren und Reflektieren ein. Ich hätte mir insgesamt weniger dekorierende und mehr erläuternde Illustrationen gewünscht, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Meine Tochter findet die vielen Herzchen und Häschen und Vögelchen toll.

Das Buch ist insbesondere für diejenigen geeignet, die sich noch nicht so viel mit dem Thema beschäftigt haben und sich vorbereiten möchten. Es ist kein erhobener Zeigefinger dabei, und man muss es auch nicht von Anfang bis Ende durchgelesen haben, damit es was taugt.